Brake-by-Wire trennt die mechanisch-hydraulische Verbindung zwischen Bremspedal und Radbremse. Sensoren erfassen den Bremsbefehl des Fahrers und übertragen diese Information an eine elektronische Steuereinheit. Sie erzeugt über entsprechende Stellglieder die benötigte Bremswirkung an den Rädern.
Der gegenwärtig günstigste Ansatz für Brake-by-Wire ist die elektrohydraulische Bremse SBC (Sensotronic Brake Control). Bosch entwickelte zusammen mit DaimlerChrysler die elektrohydraulische Bremse SBC.
Legende:
Bei konventionellen Bremssystemen wird der Bremsdruck in den Rädern vom Fahrer über den Hauptbremszylinder oder bei Stabilisierungseingriffen durch eine ESP-Hydraulik erzeugt. DieKurz elektrohydraulische Bremse SBC dagegen speist die Bremsen aus einem hydraulischen Hochdruckspeicher mit einem Bremsflüssigkeitsvorrat, der für mehrere Bremsvorgänge ausreicht. Eine elektromotorisch betriebene Kolbenpumpe sorgt in dem Gasmembranspeicher für einen geregelten Bremsflüssigkeitsdruck zwischen 140 und 160 bar.
Beim Betätigen der Bremse oder bei Stabilisierungseingriffen durch das ESP errechnet das Steuergerät mittels eines Softwarealgorithmus die gewünschten Sollbremsdrücke an den einzelnen Rädern. Da es die notwendigen Bremsdrücke für jedes der vier Räder getrennt ermittelt und auch einzeln misst, kann es den Bremsdruck über die Raddruckmodulatoren an den einzelnen Rädern individuell regeln. Diese vier Druckmodulatoren bestehen jeweils aus einem Einlass- und einem Auslassventil, gesteuert über elektronische Endstufen.
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Die Schnittstelle zum Fahrer ist die Bremsbetätigungseinheit (1). Sie misst über einen Wegsensor und einen Drucksensor am noch vorhandenen Hauptbremszylinder, wie schnell und wie kräftig die Bremse betätigt wird. Diese Informationen verarbeitet das Steuergerät und generiert daraus die Steuersignale für die Raddruckmodulatoren (p). Im Normalfall ist der Hauptbremszylinder vom Bremskreislauf abgekoppelt. Das gewohnte Pedalgefühl erzeugt ein Pedalwegsimulator (3). Bei Stabilisierungseingriffen des ESP speist der Hochdruckspeicher ohne Zutun des Fahrers den erforderlichen Bremsdruck schnell und präzise in die Radbremsen ein.
Das entscheidende Leistungsmerkmal der elektrohydraulischen Bremse SBC ist höherer Bremskomfort. Da die Bremsdrücke völlig variabel ohne jegliche Betätigung durch den Fahrer regelbar sind, können Fahrzeugführungsfunktionen wie Adaptive Cruise Control ACC sehr komfortabel gestaltet werden.
Durch die niedrigen Betätigungskräfte des Bremspedals kann der Fahrer mit Hilfe der elektrohydraulischen Bremse SBC mühelos die Bremskraft bis hin zur ABS-Vollbremsung steigern und dabei Fading problemlos ausgleichen.
Auch bei ESP-Eingriffen wird das Fahrzeug durch schnelles und präzises Einstellen der gewünschten Raddrücke komfortabel stabilisiert. Der Fahrzeugregler greift früher ein und stabilisiert das Fahrzeug fast unmerklich für den Autofahrer. Damit er aber das Fahren im Grenzbereich erkennt, wird ihm der ESP-Einsatz beispielweise optisch signalisiert.
Quelle; Mercedes
Auch beim Bremsen in der Kurve bietet SBC mehr Sicherheit als eine herkömmliche Bremsanlage. Hier erweist sich die variable und gezielte Bremskraftverteilung als besonders vorteilhaft, um das Eigenlenkverhalten des Wagens aktiv zu beeinflussen.
Während konventionelle Bremsanlagen den Bremsdruck an den kurveninneren und kurvenäußeren Rädern stets im gleichen Verhältnis dosieren, bietet SBC die Möglichkeit einer situationsgerechten Zuteilung der Bremskräfte. So steigert das System automatisch den Bremsdruck an den kurvenäußeren Rädern, weil sie durch die höheren Radaufstandskräfte auch mehr Bremskräfte übertragen können. Gleichzeitig werden die Bremskräfte an den kurveninneren Rädern zugunsten der für die Spurhaltung wichtigen Seitenführungskräfte reduziert. Das Ergebnis ist ein stabileres Bremsverhalten mit optimalen Verzögerungswerten.